Es wird wieder so schnell wie möglich oder im Rhythmus getippt: Tapping ist zurück. Vor allem das finnische Studio Supercell, das dem chinesischen Publisher Tencent gehört, lockt wieder schnelle Finger. Ihre beliebten Spiele «Clash of Clans», «Clash Royale» und «Brawl Stars» setzen stark auf Tapping-Elemente, die falsche Hoffnungen wecken.
Das führende Game-Studio Finnlands, Supercell, hat in den letzten Monaten einen tot geglaubten Bekannten wieder zum Leben erweckt. In seinen seit Jahren beliebten Titeln «Clash of Clans», «Clash Royale» und «Brawl Stars» wird erneut auf Tapping gesetzt. Doch dieses Mal erfordert es jeweils mehrere Taps – früher reichte einmal tippen –, um Inhalte in Lootboxes freizuschalten. Hinzu kommen spannungsaufbauende Animationen und Sound-Effekte, die die Enthüllung untermalen. Dank diesen Veränderungen soll bereits das Tippen bei den Spielenden mit Spannung und Vorfreude verbunden werden.
Tapping ist die Integration von wiederholtem Tippen in den Spielablauf. Ein Beispiel für Tapping ist das Öffnen von Lootboxes. Der Mechanismus ist nicht neu, Dating-Apps wie Tinder setzen schon lange auf ihn. Bei Tinder werden schon die Wischbewegungen, mit denen potenzielle Partnerinnen und Partner sortiert werden, mit Glücksgefühlen und Dopamin-Ausschüttungen verbunden. Beim Tapping dürfte es sich um ähnliche Vorgänge handeln, doch im Gegensatz zum Wischen ist das wiederholte Tippen noch nicht untersucht worden.
Überraschenderweise ist das Tempo der Taps irrelevant, denn der Preis in der Box ist dadurch nicht beeinflussbar. Die Kontrolle über den Inhalt ist eine Illusion, hinter der sich ein Zufallsgenerator, ähnlich einer Lotterie, verbirgt. Dies wird vonseiten der Hersteller nicht offen kommuniziert. Der Irrglaube, dass man als Spieler Einfluss auf den Gewinn nehmen kann, soll so lange wie möglich aufrechterhalten werden.
Tapping als irreführendes Spielelement steht beispielhaft für die Annäherung von Games an Glücksspiele. Jeder Tap und die damit verbundene Animation baut die Erwartung auf den grossen Gewinn auf. Wenn dieser nicht eintritt, ist die Versuchung gross, eine weitere Box zu kaufen. Die Kisten, die im Game als Belohnung erspielt werden, nehmen im Game-Setting die Funktion eines Freispieles ein.
Tapping entzieht dem Spieler das ursprüngliche Kompetenz-basierte Spielerlebnis zugunsten des Profits der Game-Hersteller. Diese Entwicklung schadet dem Konsumenten und langfristig vermutlich auch der Game-Industrie, denn Spass bietet dieses Spielelement nicht und ruft Regulierungen auf den Plan.
Quellen:
konsumentenschutz.ch/online-ratgeber/wie-dark-patterns-sie-in-spiele-apps-manipulieren/
policyreview.info/articles/news/unmasking-dark-patterns-video-games/1739
sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0306460319301091
https://www.arte.tv/de/videos/085801-001-A/dopamin/
Bild: Marc Bodmer x Dalle-E