Kurz vor den US-Wahlen 2024 nutzen Vize-Präsidentin Kamala Harris und der republikanische Anwärter Donald Trump Social Media intensiv, um (neue) Wählerinnen und Wähler für sich zu gewinnen und um zu polarisieren. Vor allem Plattformen wie Tiktok, X (vormals Twitter) und Instagram spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie ein Millionenpublikum erreichen. So hat Donald Trump seit seinem ersten Post auf Tiktok in nur drei Monaten beispielsweise mehr als elf Millionen Follower generiert und Videos mit heute bis zu 160 Millionen Aufrufen gepostet. Auch Kamala Harris profitiert von Tiktok: Allein auf dieser Plattform folgen ihr über 5,4 Millionen Menschen. Nicht zu vergessen sind dabei aber auch die weiteren Accounts, die ihr Social-Media-Team betreut.
Vor allem Tiktok ist dabei sehr attraktiv, um viele junge Menschen zu erreichen, denn die meisten Nutzer sind zwischen 16 und 24 Jahre alt. Tiktoks Algorithmus verstärkt polarisierende Inhalte, indem er immer wieder ähnliche Videos mit gezielten Meinungen und Aussagen anzeigt, was eine einseitige Informationsquelle schaffen kann. Besonders junge Menschen lassen sich somit schnell in ihrer politischen Meinung beeinflussen, da sie nur kurze Videoclips zu sehen bekommen, die absichtlich zum eigenen Vorteil zusammengeschnitten wurden und oft auch Aussagen aus dem Kontext reissen.
Es sind dabei hauptsächlich Videoclips mit trendiger Musik und dazu passendem Schnittstil, die viral gehen. So postete Harris beispielsweise den Auftritt des US-Rappers Quavo bei ihrer Rede als kurzen Videozusammenschnitt, was Millionen von Aufrufen und Likes generierte. Aber auch Trump weiss, wie er die jungen Menschen erreichen kann, was sein Live-Auftritt bei einem der grössten Streamer Amerikas, Adin Ross, zeigt. Dieser tanzte nach der Live-Aufzeichnung mit Trump zusammen das Tänzchen, das Trump gerne mal bei seinen Reden macht. Auf Tiktok erhielt dieses Video rund fünf Millionen Likes. Viele der Videos kommen aber nicht unbedingt von Harris und Trump selbst, denn viele der Clips werden von Anhängern beider Seiten editiert und gepostet.
Die Absicht beider Kandidierenden ist dabei klar: Sie wollen bei den jüngeren Generationen an Ansehen und Zuspruch gewinnen und dabei vermitteln, dass sie «eine/r von ihnen» sind. Die Problematik dabei ist, dass sich eben genau diese jungen Menschen oftmals nur durch Tiktok informieren. So schauen sie heute nicht mehr die TV-Debatte in vollem Umfang an, sondern holen sich ihre Eindrücke via Tiktok-Videos ein, die häufig nur einseitige Meinungen wiedergeben. Ob und wie genau diese neue «Werbestrategie» Einfluss auf die Wahlen hat, wird sich nach den Wahlen vom 5. November zeigen.
Quellen:
TikTok - Nutzer nach Altersgruppen und Geschlecht weltweit 2023 | Statista
US-Wahl 2024: Termin, Ablauf, Umfragen – Die wichtigsten Infos (morgenpost.de)
US-Wahl: Vizepräsidentin Kamala Harris setzt auf TikTok - ZDFheute
Bild: ABC News