Preisentwicklung von Games
Die Game-Technologie hat in den letzten Jahrzehnten gigantische Fortschritte gemacht, und die Produktionskosten sind massiv gestiegen, dennoch sind die Preise erstaunlich stabil geblieben. Warum?
Ronnie Meier (18)
Die Preise von Videospielen haben sich in den letzten Jahrzehnten erstaunlich wenig verändert. Während die Entwicklungskosten wegen aufwendigerer Grafik, grösserer Spielwelten und komplexerer Technik deutlich gestiegen sind, ist der Standardpreis für ein Videospiel relativ stabil geblieben. Berücksichtigt man die Inflation, waren manche Videospiele früher sogar teurer als heute.
Wie ist das möglich? Die Antwort liegt in einer grundsätzlichen Veränderung der Geschäftsmodelle. Viele Spiele setzen heute nicht mehr nur auf den klassischen Einzelverkauf (games as a product), sondern auf langfristige Monetarisierung über sogenannte Live Service Games, Free-to-Play-Modelle und Mikrotransaktionen (games as a service). Spiele wie Fortnite, Call of Duty: Warzone oder GTA Online werden über Jahre hinweg mit neuen Inhalten (down-loadable content oder DLC) versorgt, um Spieler stärker zu binden – und zu Investitionen zu animieren. Kosmetische Gegenstände, die über keine spielbeeinflussende Funktion verfügen, Battle Passes, die Vorteile im Spiel bieten oder neue Spieltypen sorgen für substantielle Einnahmen – oft über viele Jahre nach dem Release.
Allerdings empfinden viele Spieler, dass heutige Games oft nicht mehr wie vollständige Produkte wirken. Content wird nachgeliefert, Storys bleiben unvollständig, und Day-One-Patches, die unsaubere Programmierungen korrigieren, sind zur Norm geworden. Während man früher beim Kauf eines Spiels das komplette Erlebnis erhielt, wirkt es heute manchmal so, als würde man nur einen Rohbau erwerben. Das eigentliche Spiel kommt erst später oder kostet gar extra. Diese Entwicklung spiegelt auch die gestiegene Komplexität moderner Spieleproduktion wider. Viele Designer nutzen frühe Releases, um zusammen mit der Gemeinschaft den Titel weiterzuentwickeln. Das kann funktionieren – oder zu unfertigen Spielen führen.
Trotz dieser Kritik lohnt sich ein Blick auf den Gegenwert, den man als Spieler bekommt. Ein Vergleich mit dem Kino zeigt: Ein Kinoticket kostet heute 11 bis 19 Franken – für zwei bis drei Stunden Unterhaltung. Ein Videospiel hingegen bietet mindestens 15 bis 30 Stunden Spielzeit für 5 bis 75 Franken. Open-World-Games oder Multiplayer-Titel liefern nicht selten hunderte Stunden an Unterhaltung. Rechnet man den Preis pro Stunde aus, ist Gaming eines der günstigsten Hobbys überhaupt. Videospiele bieten emotionale Erlebnisse, kreative Freiheit und soziale Interaktion. Sie erzählen Geschichten, die berühren, fördern und erfordern taktisches Denken, schulen Reaktionsvermögen oder laden einfach zum Abschalten ein. Manche Games funktionieren wie ein interaktiver Film, andere wie ein riesiger Abenteuerspielplatz. Bei Online-Multiplayer und Community-Events entstehen sogar echte Freundschaften, für die es keine Preisschilder gibt.
Illustration: Marc Bodmer x Dall-E 3