Ob es die bevorstehende Maturitätsarbeit, die entscheidenden Prüfungen, die für das Abschlusszeugnis zählen und damit den erfolgreichen Abschluss des Gymnasiums, oder einfach Aufträge sind, die sich von Tag zu Tag häufen: Schülerinnen und Schüler verspüren immer mehr Druck und täglichen Stress.
Der Begriff «gestresst sein» wird im Alltag von vielen häufig verwendet. Doch was genau ist dieser Stress, wie zeigt sich dieser und welche Auswirkungen kann er auf die schulische Leistung und auf die mentale Verfassung der Jugendlichen haben?
Was ist eigentlich Stress?
Stress ist für viele Menschen heute ein fast alltäglicher Begleiter, der eine Reihe von komplexen Reaktionen im Körper auslöst. Kurzzeitig erhöhte Energie- und Leistungsfähigkeit ist ein Teil davon. Doch das Problem im Vergleich zu früher liegt darin, dass die Entspannungsphase, in der die Stresshormone abgebaut werden und sich der Körper erholen und regenerieren kann, heute häufig übersprungen wird. Unser Organismus bleibt folglich in einem Zustand, in dem andauernd erhöhte Aktivierung stattfindet, und das kann gesunheitsschädlich sein.
Die Langzeitfolgen können dabei von Kopfschmerzen, Vergesslichkeit, Unruhe, Gedächtnisverlust bis hin zu psychischen Störungen wie Depressionen und Burnout reichen. Häufig wird bei Schülerinnen und Schülern aber keine Depression angenommen. Die Veränderungen und Schwierigkeiten werden vielmehr der Pubertät zugeordnet. Gerade in Bezug auf die schulische Leistung können diese Symptome das Leben der Jugendlichen extrem beeinflussen. Jugendliche mit hohen Stresswerten weisen zudem eine erhöhte Ängstlichkeit sowie ein allgemein beeinträchtigtes Wohlbefinden auf. Auch soziale Beziehungen können in Mitleidenschaft gezogen werden, denn bei erhöhtem Stress reagieren viele Betroffene mit gereiztem Verhalten. Darunter können Beziehungen zu Familie, Freunden oder der Partnerin bzw. dem Partner leiden.
Der Umgang mit Stress
Eines ist klar: Die Reaktionen auf und das Umgehen mit Stress fallen individuell aus. Aus eigener Erfahrung lässt sich sagen, dass viele Kolleginnen und Kollegen öfter im Unterricht fehlen, wenn sie eine Stressphase durchleben. Dies, da körperliche Erscheinungen wie Kopfschmerzen und Bauchschmerzen auftreten, aber auch, weil es ihnen einfach auch mal zu viel wird. Dann ziehen sie es vor, zu Hause zu bleiben. Leider gibt es auch immer wieder Schülerinnen und Schüler, die versuchen, ihren Stress durch Substanzen zu kompensieren. Schlechtes Abschneiden in der Schule erhöht bei vielen Jugendlichen zum Beispiel das Risiko, mit Rauchen zu beginnen. Auch das Treffen mit Gleichaltrigen an Wochenenden und der damit verbundene Konsum von Alkohol wird von vielen Jugendlichen als Ausgleich zu oder Flucht vor dem Stress genutzt.
So haben sich gemäss einer Umfrage des Bundesamts für Gesundheit im Jahr 2022 rund 23 Prozent der befragten 15-Jährigen in den letzten 30 Tagen mindestens einmal in den Rausch getrunken. Auch Cannabis wird unter Jugendlichen immer beliebter: Zwölf Prozent der 15-jährigen Knaben und 8 Prozent der Mädchen dieser Altersgruppe gaben an, im Monat der Befragung mindestens ein Mal Cannabis konsumiert zu haben. Dieser Konsum kann die psychische Gesundheit der Jugendlichen ebenfalls vehement gefährden und die Schwierigkeit ihrer Situation verstärken.
Die Folgen davon sind häufig schlechtere Noten, da man mit dem Schulstoff nicht auf dem aktuellsten Stand ist und vieles nachholen muss, was zu einer erneuten Stresssituation führen kann. Die dadurch bedingte Vergesslichkeit kann dies noch verschlimmern: Eine Frage oder Aufgabe, die am Vorabend beim Lernen noch mit Leichtigkeit beantwortet oder gelöst werden konnte, ruft am Tag der Prüfung ein grosses Fragezeichen hervor. Schlechtere Noten hängen also nicht unbedingt damit zusammen, dass Schüler nicht lernen, sondern häufig liegen die ungenügenden Leistungen bei Prüfungen mit der psychischen Verfassung eines Jugendlichen zusammen.
Was können die Schülerinnen und Schüler gegen den Schulstress unternehmen?
Wichtig ist, dass die Jugendlichen einen Tagesablauf haben, der genug Raum und Zeit für Erholung und Entspannung bietet. Entscheidend ist vor allen Dingen, dass sie genug Schlaf bekommen und somit wenigstens abends zur Ruhe kommen. Damit dies aber möglich ist, muss ein Rückzugsort, idealerweise das eigene Zuhause, geboten sein. Ohne einen solche Rückzugsmöglichkeit kann es sehr schwierig werden, zur Ruhe zu kommen und sich von Stress zu erholen.
Auch sollten Jugendliche einen geregelten Zeitplan für die Schule haben. Regelmässiges Erledigen der Hausaufgaben, ein realistischer Lernplan und eine übersichtliche Ordnung der Lernmaterialien helfen dabei, effektiver und angenehmer zu lernen. Wer schneller mit seiner Arbeit vorankommt, hat auch mehr Zeit für Hobbys und Freunde. Falls Jugendliche Probleme mit diesem koordinierten Lernen haben, können Lerntherapeutinnen und Lerntherapeuten eine wichtige Unterstützung sein. Auch Lehrpersonen sollten ihren Schülern bei Anzeichen von hohem Stress durch Gespräche und Unterstützung zu helfen versuchen; sie sollten auf keinen Fall wegschauen.
Am wichtigsten aber ist, dass die Eltern die Probleme ihres Kindes anerkennen und mit Respekt behandeln. In einer solchen Situation sollten die Eltern ihr Kind ermutigen und unterstützen, denn ohne diese Unterstützung wird das Kind wohl noch länger alleine mit grösseren Problemen im Leben zu kämpfen haben.
Quellen:
https://www.oberbergkliniken.de/artikel/schulstress-abbauen-symptome-auswirkungen-tipps
https://www.enableme.ch/de/artikel/burnout-die-lage-in-der-schweiz-1947
https://www.pi-muenchen.de/depression-und-reduzierte-leistungsfaehigkeit-in-der-schule/
faktenblatt_konsum_psychoaktiver_substanzen_jugendlicheni.pdf
https://www.projuventute.ch/de/stress-studie
Bild: Marc Bodmer x Dall-E