Aline Reichert (17)
In der ersten Woche nach den Weihnachtsferien fand an der Kantonsschule Uster eine handyfreie Woche statt. Während dieser Zeit durften weder die Schüler und Schülerinnen noch die Lehrpersonen ihre Handys auf dem Schulareal benutzen. Erste Erkenntnisse aus dem Experiment.
Wie erging es den Schüler und Schülerinnen während der handyfreien Woche?
In dieser Woche zeigte sich, dass die Schüler und Schülerinnen auf zwei verschiedene Weisen an dieses Experiment herangingen. Diejenigen Schüler und Schülerinnen, die eine Teilnahme an der handyfreien Woche verweigerten, hatten sich schon zuvor ihre Meinung gemacht. Es war bekannt, dass eine Missachtung des Handy-Verbots folgenlos bleiben würde. Die Schüler und Schülerinnen erachteten das Experiment als schlecht oder sinnlos. Entsprechend viele hielten in der handyfreien Woche am Handy fest. Ab und an wurden sie durch eine Lehrperson ermahnt. Sobald diese wieder weg war, wurde das Handy wieder gezückt. Diese Reaktion der Schülerinnen und Schüler zeigte, wie sie auf Zwang reagieren. Und dieser löst keine Reflexion hinsichtlich der Handynutzung aus, sondern verleitet dazu, Wege zu finden, um das Verbot zu umgehen.
Dennoch gab es viele Schüler und Schülerinnen, die freiwillig am Experiment teilnahmen. Sie scheinen erkannt zu haben, dass ständig am Handy zu hängen, sich negativ auf sie auswirken kann. Einige sagten, dass sie in den Pausen ihre Köpfe auslüften und sich so besser auf die Lektionen vorbereiten konnten. Die handyfreie Woche brachte Schüler und Schülerinnen in den Pausen mehr zusammen. Sie haben Spiele gespielt oder vermehrt miteinander gesprochen. Eine Gruppe der vierten Klasse hat das Kartenspiel «Uno» mit in die Schule gebracht, das während Pausen und Freistunden gemeinsam gespielt werden konnte. Daran halten sie auch nach der handyfreien Woche fest.
Durch die Bereitschaft sich auf die Regeln einzulassen, setzten sie sich mit ihrer Handynutzung auseinander und bemerkten so, dass sie in den Pausen viel zu oft an den Handys sind. Ein Schüler der sechsten Klasse sagte: «Die Woche hat mir gezeigt, was für einen grossen Teil im Alltag, aber auch in der Schule das Handy tatsächlich einnimmt.»
Wie erging es den Lehrpersonen während der handyfreien Woche?
Die Lehrpersonen haben ebenfalls an der handyfreien Woche teilgenommen. Wie bei den Schülerinnen und Schülern gab es bei ihnen zwei Lager. Ein paar Lehrpersonen ermutigten die Schüler und Schülerinnen, das Handy bleiben zu lassen und sich and die handyfreie Woche zu halten. Andere wollten sich nicht in die Handynutzung der Schüler und Schülerinnen einmischen.
Noch eine Gemeinsamkeit haben die Lehrpersonen mit den Schülern und Schülerinnen: Sie haben ebenfalls gemerkt, dass sie zu viel am Handy hängen. Die Prorektorin, Frau Hardegger, hat mir erzählt, dass sie durch dieses Experiment festgestellt hat, dass sie oft in den Gängen, beim Gehen aufs Handy schaut, um die Uhrzeit zu überprüfen oder ihre Termine des Tags zu checken. Nun versucht sie, diese Gewohnheit zu ändern.
Was werden die nächsten Schritte in Sachen Handyregeln an der KUS sein?
Frau Hardegger und Herr Pierhöfer, der Prorektor, sind sich einig, dass ein totales Handyverbot, wie es in der handyfreien Woche erprobt wurde, wahrscheinlich nicht die Lösung für die Probleme mit der Handynutzung ist. Herr Pierhöfer aber kommt zu Schluss: «Einschränkungen machen Sinn. Die aktuelle Situation ist unbefriedigend. Ich will sie nicht so bleiben lassen.»
Als nächstes wird der Vorstand der Lehrpersonen die Handyregeln überarbeiten. Die Schülerorganisation wird eng mit ihnen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Meinung der Schüler berücksichtig wird. Die Sicht der Schülerinnen und Schüler erachtet Herr Pierhöfer als essenziell: «Ich hoffe, dass gemeinsam erarbeitete Regeln besser umzusetzen sind als einfach aufgedrückte Regeln.»
Was meinen die Schüler und Schülerinnen zur Veränderung der Handyregeln?
Die Schüler und Schülerinnen sind sich einig: Ein allgemeines Handyverbot für die gesamte KUS macht keinen Sinn. Ab der dritten Klasse haben die Schüler und Schülerinnen alle einen Laptop und können so während der Pausen online sein. Bei den Regeln für die Erst- und Zweitklässler sind die Meinungen stark gespalten. Die betroffenen Schüler und Schülerinnen wollen auf keinen Fall mehr Einschränkungen oder ein Handyverbot. Die älteren Schüler und Schülerinnen meinen dagegen, dass sich bei der Handynutzung der Jüngeren etwas ändern müsse. Viele fänden Einschränkungen sinnvoll, sodass die Jüngeren weniger am Handy wären.
Unter dem Strich lässt sich festhalten, dass sich mehr Schüler und Schülerinnen, aber auch Lehrpersonen bewusst geworden sind, dass ihr Handy-Konsum ein grosser Bestandteil ihres Alltags ist. Ein totales Handyverbot ist jedoch keine optimale Lösung. Nachhaltiger wäre es, die Schüler und Schülerinnen in Medienkompetenzen zu schulen und zu unterstützen. Frau Hardegger teilt diese Meinung: «Die KUS führt verschiedene, institutionalisierte Workshops auf verschiedenen Klassenstufen durch, um die Schüler und Schülerinnen zu schulen. Jedoch gibt es Luft nach oben, um noch mehr Unterstützung zu bieten.» Besonders bei den Jüngeren ist es essenziell, sie zu unterstützen und während des Unterrichts den verantwortungsvollen Umgang mit den digitalen Medien aktiv zu thematisieren. Nur so können sie einen nachhaltigen und gesunden Umgang mit ihren Handys erlernen.