E-Sports und Olympia
Wenn aus Spiel professioneller Ernst wird, spricht man beim Gaming von E-Sports. Weltweit hat sich eine Milliarden-schwere E-Sport-Industrie etabliert. In der Hoffnung, ein jüngeres Publikum anzuziehe
Franziska Feldhaus (19)
E-Sport ist das wettbewerbsorientierte Spielen von Videospielen. Die weltweit professionell organisierten Ligen ziehen mit Turnieren Millionen von Fans an und sorgen für Milliardenumsätze. Doch wie in vielen Sportarten gilt: Nur die Spitze verdient wirklich Geld.
Zwischen E-Sports und klassischen Sportarten gibt es zahlreiche Parallelen: professionelle Teams, Vereine, Trainer und eigene Trainingszentren. Das Alles erinnert stark an den traditionellen Sportbetrieb. Dennoch bleibt die Frage, ob und wie E-Sport Teil der Olympischen Spiele werden kann. Eigentlich möchte das IOC (International Olympic Committee), eine jüngere Zielgruppe für Olympia erreichen. Bei der Integration der E-Sports in die Olympischen Spiele tauchen aber verschiedene Hindernisse auf.
Im Unterschied zu klassischen Sportarten fehlen im E-Sport zentrale Organisationen, die internationale Wettbewerbe einheitlich regeln und organisieren, wie es zum Beispiel die Fifa oder UEFA im Fussball tut. Stattdessen liegen die Rechte an den Games bei privaten Unternehmen, die eigene Regeln rund um die Turniere festlegen. Das IOC müsste folglich mit den verschiedenen Publishern individuelle Vereinbarungen treffen, sollen die beliebten Titel an olympischen Wettbewerben gespielt werden.
Seltsame Argumentation
Ein weiteres Hindernis stellt der Umstand dar, dass in vielen der beliebtesten E-Sport-Titel wie Counter- Strike, Call of Duty oder Fortnite geschossen und «getötet» wird. Dies lasse sich nicht mit den olympischen Friedensrichtlinien vereinbaren und daher kommen sie für eine Auswahl nicht infrage, heisst es. Diese Argumentation mutet etwas seltsam an, sind doch Kampfsportarten wie Boxen und Judo, Degenfechten und Luft-, Schnellfeuer- und Sportpistole-Schiessen olympische Disziplinen. Natürlich existieren auch gewaltfreie Spiele wie EA Sports FC (vormals Fifa) oder Rocket League, doch diese haben im professionellen E-Sport weniger Relevanz.
Auch die Definition von Sport spielt eine Rolle. In klassischen Disziplinen steht körperliche Leistung im Vordergrund. Im E-Sport geht es hingegen vor allem um strategisches Denken, Kommunikation, Hand-Auge-Koordination und Reaktionsgeschwindigkeit. Dennoch: Auch Schach, eine Form von Kriegsspiel, wird offiziell als Sport anerkannt. Sport muss also nicht zwingend mit körperlicher Anstrengung verbunden sein. Doch auch Schach kämpft um Anerkennung als olympische Disziplin.
Erste Gehversuche
Einen ersten Olympischen E-Sports Event gab es 2023 in Singapur, die Olympic E-Sports Week. Wobei dort zur Enttäuschung vieler E-Sport Fans keine gängigen E-Sport Titel gespielt wurden, sondern Simulationen klassischer Sportarten wie Rudern oder Taekwondo. Immerhin ein erster Schritt zur Annäherung zwischen Olympia und E-Sports.
Ein weiterer Meilenstein werden die ersten Olympic E-Sports Games 2027 in Riad, Saudi- Arabien sein. Diese sind unabhängig von den klassischen Olympischen Spielen und sollen alle zwei Jahre ausgetragen werden. Saudi-Arabien erhofft sich dadurch, sich als internationales Zentrum für E-Sports etablieren zu können.
Allerdings sieht sich Saudi-Arabien wiederholt mit Vorwürfen des sogenannten Sportwashings konfrontiert: Das Land investiert viel Geld in Sportarten wie Fussball, Boxen oder Formel 1, um sein internationales Image aufzupolieren, während gravierende Menschenrechtsprobleme im Land bestehen bleiben.
Im Endeffekt ist die Integration von E-Sports in die Olympischen Spiele ein schwieriger Prozess der viel Zeit beansprucht, dennoch gibt es erste Formate wie die E-Sports Week 2023 und die geplanten E-Sports Games 2027. Eine Annäherung scheint also möglich, wenn auch von Seiten des IOC nur vorsichtig.
Quellen:
https://esports.ch/library/was-ist-esports/
https://www.wuv.de/Themen/Tech/E-Sport-wird-olympisch-So-blamiert-sich-das-IOC
https://www.chess-international.com/?p=99589
https://www.chess-international.com/?p=99589https://www.chess-international.com/?p=99589