Ob zu Hause oder in der Schule, Jugendliche verbringen immer mehr Zeit an ihren Handys. Sobald es nur kurz piepst oder summt, greifen viele, ohne zu zögern, nach ihrem Smartphone. Man will keinesfalls etwas verpassen, was gerade in der digitalen Welt abgeht. Dieses Phänomen nennt sich «Fear of Missing Out», kurz FOMO. Diese Angst, etwas zu verpassen, betrifft vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, denn sie nutzen die Sozialen Medien am häufigsten. 98% der befragten Jugendlichen sind gemäss der James-Studie 2022 der ZHAW bei mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet.
Ein Auslöser für den FOMO-Effekt kann zum Beispiel das Verpassen von Aktivitäten von Freunden sein, mit denen man nicht gerade unterwegs ist. Dabei spielen Apps wie Instagram und Snapchat eine grosse Rolle. Sie ermöglichen es, ständig das Leben anderer zu verfolgen. Bei Snapchat kann die Funktion der «Snap Map» den Effekt zusätzlich verstärken, da man den aktuellen Standort seiner Freunde immer sehen kann. So kommt es schnell dazu, dass man bedauert, nicht dabei zu sein, wenn mehrere Freunde sich am selben Ort befinden.
Mitspielen oder aussen vor sein
Auch an Schulen kann dieses Phänomen beobachtet werden. Immer häufiger greifen auch die jüngsten Schülerinnen und Schüler nach ihrem Handy. Täglich oder mehrmals pro Woche spielen 47% der 12- und 13-Jährigen Videospiele. Games sind für diese Altersklasse scheinbar die perfekte Abwechslung zum Unterricht in der Schule. Es wird häufig gemeinsam als Team gespielt, um den Sieg zu erringen. Wer nicht mitspielt, verbringt seine Pause eher allein, da er dann beim Hauptspektakel der Auszeit nicht dabei ist.
So entsteht ein Gruppendruck, denn wer nicht mitspielt, ist schlichtweg nicht mit von der Partie. Das Problem dabei ist, dass junge Heranwachsende sich daran gewöhnen, die Pause direkt mit dem Zücken ihres Handys zu verbinden. Körperliche Aktivitäten wie reales Fussballspielen geraten so immer mehr in den Hintergrund. Das ständige Nutzen von digitalen Medien und Spielen in der digitalen Welt kann zu Schäden in der Entwicklung führen, denn mangelnde Bewegung begünstigt Fettleibigkeit und fördert motorische Defizite.
Die älteren Schülerinnen und Schüler sind kein gutes Vorbild. Auch sie nutzen ihr Handy ständig. Ob chatten, gamen oder einfaches scrollen auf TikTok: Das Handy ist auch bei ihnen ein ständiger Begleiter. So sind 71 Prozent der Jugendlichen beispielsweise bei TikTok angemeldet. TikToks Algorithmus verleitet Jugendliche zu mehr Handynutzung: Es beginnt ein endloses Scrollen von Kurzvideos, bei dem man schnell vergisst, wie lange man eigentlich schon auf den Bildschirm schaut. Auch ist es oft einfacher, sich auf solchen Plattformen zu amüsieren, als mit anderen Jugendlichen von Angesicht zu Angesicht zu interagieren. Vielleicht täte es uns gut, anstatt das hundertste Kurzvideo auf TikTok zu liken, einfach mal ein Kompliment in der realen Welt zu machen.