Der Reiz der Videospiele
Vorurteile gegenüber Videospielen versperren vielen den Weg zu einem aussergewöhnlichen Erlebnis. Besonders kleinere, unabhängige Produktionen warten mit atypischen Inhalten auf.
Vivian Kurgod Matha (17)
Kürzlich sprach ich nach der Schule mit einer Kollegin über unsere Lieblingsmedien, und die Konversation kam auf Videospiele. Ich beschrieb einige meiner liebsten Titel, allesamt Spiele, in denen der Erzählstrang das Hauptelement ist, dessen Wirkung durch das Videospiel als Medium verstärkt wird. Meine Kollegin zeigte Interesse an einigen Spielen, und ich bot an, mit ihr einige davon auszuprobieren. Während unseres Treffens gab sie zu, dass sie sich nicht bewusst gewesen war, dass es andere Videospielarten gibt als jene, in denen sich die Spieler gegenseitig abballern.
Ich spielte mit ihr The Stanley Parable, worin man als ein Büroarbeiter von einer körperlosen Stimme durch das Firmengebäude geführt wird, um ein Abenteuer zu erleben. Es basiert auf Entscheidungen, und jede ist eine völlig individuelle. Ausserdem lernt man zu scheitern mit Humor.
Sie sagte mir, es komme ihr wie ein Film vor, den man beeinflussen könne. Es geht nicht wenigen Leuten so wie meiner Kollegin: Das Videospiel wird oftmals als schneller und oberflächlicher Zeitvertrieb anstatt als ernstzunehmendes Medium wahrgenommen. Dabei verbindet es visuelle, auditive und narrative Elemente und gibt dem Spieler die Möglichkeit, das Spielerlebnis selbst zu beeinflussen.
Dank dieser Kombination von Elementen und der Interaktivität entfalten eindrückliche Spiele wie beispielsweise The Elder Scrolls V: Skyrim und Elden Ring durch die Umgebungsgestaltung, die Musik und die bewegende Handlung eine beinahe filmische Wirkung. Ebenfalls zeichnen sich längst nicht alle Videospiele durch brutale oder kompetitive Elemente aus – ganz im Gegenteil. In einer Vielzahl von Spielen, darunter Undertale und Stardew Valley, wird die Spielfigur dafür belohnt, dass sie andere Figuren freundlich behandelt oder ihnen hilft. Bedauerlicherweise sind diese Aspekte von Videospielen ausserhalb der Gamer-Community meist nicht bekannt. Es ist aber wichtig zu wissen, auch wenn man sich nicht für Videospiele interessiert, dass nicht jedes Game gleich ist und dieselben Themen behandelt, denn Spiele können in ihrer Art so verschieden sein, wie es auch Bücher und Filme sind.